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Homosexualität im Leistungssport - Teil 2

Aktualisiert: 28. Feb.



"Stelle dir vor, du musst einen Marathon als einzige/r mit einem 50kg schweren Rucksack laufen. Und dennoch wird von dir im direkten Vergleich zu den anderen, die Bestzeit erwartet. Läufst du diese Bestzeit nicht, fällst du aus dem Kader oder wirst weniger/nicht gefördert."

Ich möchte diesmal mit einem kleinen Selbstexperiment starten. Bitte lese die folgenden Begriffe durch, lasse diese auf dich wirken und versuche dir für jedes Wort eine Person so klar wie möglich vorzustellen:

Aggresiv

Einfühlsam

Dominant

Liebevoll

Stark

Sanft

Selbstbewusst

Träumerisch

Kräftig

Emotional

Mutig

Milde

Fragen zur Selbstreflektion:

  1. Wen hast du dir für die einzelnen Wörter vorgestellt?

  2. Welche der oben genannten Wörter verbindest du mit Sport?

  3. Welche der oben genannten Eigenschaften verbindest du mit einem homosexuellen Mann?

  4. Welche der oben genannten Eigenschaften verbindest du mit einer homosexuellen Frau?

  • Ca. 73% der befragten stellten sich bei Wörtern der linken Spalte männliche Personen und bei Wörtern aus der rechten Spalte, weibliche Personen vor

  • Ca. 95% der befragten beantworten die zweite Frage mit Eigenschaften aus der ersten Spalte.

  • Ca. 84 % der befragten beantworteten die dritte Frage mit Eigenschaften aus der zweiten Spalte

  • Ca. 82% der Befragten beantworteten die vierte Frage mit Eigenschaften aus der ersten Spalte

Wie hast du Frage 2-4 beantwortet?


Die Zuordnung von Personen und Eigenschaften ist die sog. soziale Kategorisierung. Dabei ist der kognitive Prozess der Gruppierung von Personen gemeint, sowie die Zuschreibung für diese Gruppe als typisch erachtete Charakteristika. Eine psychologische Besonderheit beim Geschlecht ist, dass es nicht nur eine kognitiv repräsentierte Kategorie sondern auch eine gesellschaftlich definierte Rolle ist. Also bestimmte gesellschaftliche Erwartungen, wie eine Person / Gruppe zu sein hat bzw. sein muss. Erfülle ich als Individuum diese Erwartung nicht, kann es häufig zu Diskriminierung, Wut, Übergriffe oder ähnliches kommen.


Leider entsteht, sehr stark vor allem im Leistungssport, eine Diskrepanz zwischen "wer ich wirklich bin" und unseren kognitiven und gesellschaftlich, definierten Rollen sowie den präskiptiven Geschlechter-Stereotypen.


"Geschlechter-Stereotype sind präskriptiv insofern, als sie Meinungen darstellen, die besagen, wie Frauen und Männer sein sollen. Sie beruhen auf starken, traditionellen definierten Geschlechterrollen"

Die deutsche Sportuniversität in Köln - Institute of Sociology and Gender Studies - hat eine Studie zum Thema "The relevance of sexual orientation and gender identity in sports in europe" veröffentlicht. Ziel der Studie war es, verlässliche Daten zur Erfahrung von Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung in verschiedenen Sportarten zu gewinnen. An der Umfrage haben 5.524 Personen teilgenommen.

  • Fast 90% der Teilnehmer betrachten Homophobie und Transphobie als ein grosses Problem

  • 82% der Teilnehmer haben homo- oder transphobe Sprache innh. der letzten 12 Monate im Sport erlebt

Auf die Frage "Durch wen bzw. wer hat das gesagt" wurden folgende Antworten gegeben:

  • Andere Sportteilnehmer / Gegnerisches Team

  • Teammitglieder

  • Zuschauer

  • Coaches / Trainer

Die Studie zeigt ausserdem ganz deutlich, dass die Mehrheit der Sportler*innen entweder über ihre Homosexualität lügen, sich verstecken oder das nur in einem bestimmten Kontext (z.B. Familie) zeigen.


„Ein Spitzensportler*in kann so nie 100% von seiner/ihrer Leistung erbringen, da diese enorm viel Energie benötigen um einen ganz wesentlichen Teil ihrer Persönlichkeit zu verstecken.”

Homosexualität im Profisport


An die Spitze der 1. und 2. Fusball-Bundesliga in Deutschland schaffen es laut Statistik ca. 1062 Lizenzspieler. Rein statistisch müssten davon ca. 7.4% (Wert Deutschland) homosexuell sein. Selbst wenn wir mit einem Wert von 5% rechnen, müsste es statistisch ca. 53 homosexuelle Spieler geben. Und doch gibt es aktuell keinen einzigen, aktiven homosexuellen Fussballspieler.


Im Skiweltcup starteten in der Saison 2020/2021 ca. 152 Athleten, sowie 126 Athletinnen. Setzen wir wieder die 5% an, müssten es rein statistisch ca. 14 homosexuelle Athleten / Athletinnen geben. Doch auch hier finden wir niemanden. Selbst im Europacup bei 233 Athleten und 192 Athletinnen verhält es sich gleich.


Kann das Zufall sein? Macht es überhaupt Sinn, in einem Bereich (Profisport), in den es nur ein minimaler Bruchteil der Athleten*innen schafft, einen solchen Durchschnittswert anzusetzen?

Aber, selbst wenn wir den Wert reduzieren und hypothetisch mit 1% rechnen, ändert sich nichts an der Realität.


Woran liegt das?

Es gibt sicherlich sehr viele, individuelle, persönliche, gesellschaftliche oder andere Gründe.


ABER - Alle Studien, inkl. meiner selbst durchgeführten Interviews, bestätigen ganz klar, dass die Leistung (körperlich sowie mental) drastisch negativ beeinflusst wird.


"Stelle dir vor, du musst einen Marathon als einzige/r mit einem 50kg schweren Rucksack laufen. Und dennoch wird von dir im direkten Vergleich zu den anderen, die Bestzeit erwartet. Läufst du diese Bestzeit nicht, fällst du aus dem Kader oder wirst weniger/nicht gefördert."

Ich persönlich beschäftige mich aktuell sehr stark mit der folgenden These:


Kann es sein, dass wir viele, eigentlich talentierte Menschen bereits auf dem Weg zur Spitze genau deshalb verlieren?


Gerade im Nachwuchssport zwischen 14 - 18 Jahren ist es extrem wichtig, dass die Athlet*innen ein tragendes Grundselbstvertrauen entwickeln. Es geht darum, dass die Sportler*innen sich zugehörig und wohl fühlen. Es geht darum ein Umfeld zu schaffen, dass die Persönlichkeit eines jeden einzelnen unterstützt, nicht nur als Sportler*in, sondern ganzheitlich, als Mensch! Viele Menschen bleiben sonst hinter ihren Möglichkeiten und ihrem Potential. So gehen dem Sport, unserer Welt, viele grosse Talente verloren.


Durch mentales Training können wir natürlich nicht wie durch Zauberei all diese Probleme über Nacht in Luft auflösen. Wir können jedoch durch gezieltes mentales Training, Coaching und Persönlichkeitsentwicklung unsere jungen Talente dabei unterstützen "besser" mit diesen Situationen umzugehen. z.b. durch:


  • Entwicklung einer tragenden gesamt Identität

  • Entwicklung eines starken Grundvertrauens und Selbstvertrauens

  • Lösen von negativen Glaubenssätzen

  • Entspannungstraining - Reduzierung der Spannungszustände (mental & physisch)

Bist du selber davon betroffen und/oder kennst jemanden, der/die davon betroffen ist? Melde dich gerne bei mir. Als Experte auf diesem Gebiet kann ich dich gerne durch mentales Training und Coaching gezielt dabei unterstützen.


Sportliche Grüsse


Patrick

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